Online-Handel in Russland: Entwicklung 2014-2017

Online-Handel in Russland 2017

Russland gehört zu den Ländern mit den meisten Internetnutzern weltweit. Deshalb ist der Markt für Online Händler besonders interessant: Jährlich werden im B2C E-Commerce-Bereich bis zu 15 Milliarden Euro erwirtschaftet.[i] Der Online-Handel ist dabei sehr dynamisch. Welche Veränderungen konnten innerhalb der letzten Jahre auf dem e-Commerce-Markt in Russland beobachtet werden und wie sieht die Lage einzelner Branchen heute aus – mit diesen Fragen beschäftigt sich der heutige Blog-Artikel.

2014: e-Commerce in Russland in der Krise?

Trotz der ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in 2014 und der Abwertung der Währung im Jahr zuvor, wuchs der Umsatz des Internethandels stetig an. Die Finanzkrise hat die Verbraucher kaum vom Online-Shopping abgehalten. Es wurde sogar ein umgekehrter Effekt beobachtet: Elektronik und Luxus-Artikel wurden als eine Art Geldanlage gesehen und massenweise angekauft. So verzeichnete Ulmart – Russlands Marktführer im E-Commerce-Bereich 2014 einen Umsatzplus von 44% im Bereich der kleinen Haushaltsgeräte sowie Computer. Internet verbreitete sich in immer mehr Haushalte, es tauchten neue Online-Brands auf der Bildfläche auf. Bilanz: mit 80,4 Mio. Internetnutzern war Russland 2014 der größte B2C E-Commerce-Markt in Osteuropa.[i]

2015: Neue ausländische Investoren und Onlineshops in Russland

Um vom Trend des Onlineshoppings zu profitieren, starteten 2015 mehrere Offline-Brands eigene Onlineshops, darunter H&M, Vans, Okey, Perekrestok, Magnit und Lenta. Der Statistik von Ernst & Young zufolge haben mehr als 200 ausländische Investoren neue Internetprojekte in Russland gestartet.

Trotz Wirtschaftskrise haben rund 30 Mio. Internetuser etwa 148 Mio. Bestellungen getätigt. Die beliebtesten Internetshops in diesem Jahr waren: Exist (Autoersatzteile), Ulmart (Elektronik, Büroartikel), Wildberries (Mode) und Citilink (Computer).

Die durchschnittliche Auftragssumme pro Bestellung lag bei 4 Tausend Rubel oder 59,15 Euro. Ein Erfolgs-Beispiel: Der Fashion-Online-Shop KupiVIP konnte seine Umsätze um 50% oder auf 16,5 Mrd. RUB (etwa 250 Mio. EUR) steigern.[i]

Bilanz: die Online-Einkäufe sind 2015 um fast 7% oder auf 760 Mrd. Rubel gestiegen.

Online-Handel in Russland, Fashion Brands

Online-Handel in Russland, neue Fashion Brands & Onlineshops in Russland

2016: Die Russen holen beim Online-Shoppen auf

Der Online-Handel breitete sich in Russland weitestgehend in alle Branchen aus. Der Anteil des Imports hatte sich innerhalb eines Jahres von 29 auf 33% erhöht. Die Gesamtzahl der Internetuser in Russland belief sich Ende 2016 schon auf 83,6 Mio.

Branchen, die 2016 am meisten Umsatz gemacht haben

Der Online-Trend in Russland lag bei Fashion und Modeartikeln. Viele ausländische Brands stiegen 2016 in den russischen Markt ein. Laut Anna Lebsak-Kleimans, dem General Director der Fashion Consulting Group, waren 50% aller 2016 neu in Russland erschienenen Unternehmen- Fashion Brands. Dabei zählten ca. 60% zum mittleren Preis-Segment, 10% nahmen Luxusbrands und die restlichen 30% Firmen aus dem Lowcost-Segment ein. „Insgesamt lässt sich sagen, dass während des letzten Jahres – einer eher turbulenten Zeit – die ausländischen Unternehmen ihre Positionen stärken konnten, dank der Tatsache, dass viele lokale Fashion-Ketten auf Sparkurs gegangen waren und ihre Einkäufe sowie die Zahl der Shops reduziert haben.“, so Anna.[i]

88% der russischen Verbraucher haben 2016 mindestens einmal online eingekauft

Der Umfrage von The Nielsen Group zufolge hat die Mehrheit der russischen User angegeben Kleidung, Schuhe und Accessoires erworben zu haben (53% um genau zu sein). 38% haben Bücher, Musik, sowie Elektro-Artikel online bestellt. 34% der russischen Verbraucher kauften über das Internet Eintrittskarten für verschiedene Veranstaltungen. 33% ließen Kosmetik und Körperpflege nach Hause liefern. 30% buchten Tickets und Hotels. Die noch am wenigsten verbreitete Kategorie des Online-Shoppings in Russland ist die der frischen Lebensmittel (nur 3%) sowie der FMCG (nur 5%).[ii]

Online-Handel in Russland 2016

Online-Handel in Russland 2016

Bilanz: Laut Alexej Fjodorow, dem Präsident der russischen Vereinigung für E-Commerce-Unternehmen AKIT, legte der e-Commerce-Umsatz 2016 um 21% zum Vorjahr zu. Ausländische Anbieter waren vor allem bei Kleidern, Schuhen, Haushaltsgeräten und Elektrotechnik gefragt.[i]

2017: Neue Möglichkeiten für Online-Handel in Russland

Die Aussichten für 2017 sind sehr gut ausgelegt. In diesem Jahr wird im Online-Handel in Russland erneut ein Wachstum von rund 25% prognostiziert.

Indizien für ein mögliches Wachstum

  • Der grenzübergreifende Warenverkehr (Cross Border Shopping) boomt: Warensendungen bis zu einem Wert von 1000 Euro (bald gibt es Änderungen!) können zollfrei nach Russland eingeführt werden – und selbst teurere Sendungen können leicht aufgeteilt werden, um den Zoll zu umgehen.
  • Online-Bezahldienste gewinnen langsam aber sicher an Bedeutung. Pro Sekunde werden ca. 600 Transaktionen Laut Studie des Market Adjustment Research Centers akzeptierten drei Viertel von 88.000 untersuchten Onlineshops in Russland Zahlungen über Bankkarten.[i] Bei über der Hälfte der Internetseiten waren Zahlungen über das online Bezahlsystem Yandex.Dengi möglich. Webmoney (47%), Qiwi (45%) und PayPal (13%) werden immer häufiger als Zahlungsmittel angeboten.
  • Der russische Staat gibt dem Onlinehandel neue Wachstumsimpulse: bisher hatte das Verbraucherschutzgesetz es verboten, solche Waren wie Tabak oder Alkohol über das Internet zu verkaufen. Nun wurde vom Finanzminister ein Gesetzesentwurf vorgelegt, laut dem der Online-Alkohol-Handel 2018 möglich sein sollte.

Unternehmen expandieren in Russland

Viele Unternehmen nutzen die Gelegenheit des immer noch wachsenden e-Commerce Marktes und expandieren gerade. So führte Heineken dieses Jahr seine neue alkoholfreie Bier-Sorte auf dem russischen Markt ein, das Bekleidungsunternehmen „Zara“ verdoppelte die Zahl der in Russland produzierten Waren und die französische Supermarktkette Auchan gab die Information über die Eröffnung von 20 regulären und vier extra großen Supermärkten bekannt.

Prognose: bis 2020 wird Russland die größte Internet-Nutzergruppe Europas sein und einen jährlichen e-Commerce-Wachstum von mindestens 25% haben.

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[i] Statista Marktprognose: https://de.statista.com/outlook/243/149/e-commerce/russland 17.08.2017, 14:05.

[i] yStats Market Report: EASTERN EUROPE B2C E-COMMERCE MARKET 2014 & 2015.

[i] DVZ Media, 17. April 2016.

[ii] Germany Trade & Invest, 17.06.2016.

[i] RG.RU, 26.Januar 2017.

[ii] The Nielsen Global Connected Commerce Report, 2016.

[i] Germany Trade & Invest, 17.06.2016.

[i] Market Adjustment Research Center im 4. Quartal 2015.